Siebenbürgen Connect: ECOS Bad Ischl auf den Spuren der Landler

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Unter der Leitung des Historikers Dr. Michael Kurz und begleitet von Mag. Gunde Rabeder unternahmen die Klassen 4.HLSa und 4.HLW von ECOS Bad Ischl eine Reise nach Hermannstadt in der rumänischen Region Siebenbürgen. Dies geschah im Rahmen eines Projekts der „Kulturhauptstadt Salzkammergut 2024“ und wurde zusätzlich von der oead-Kulturvermittlung für Schulen unterstützt. Beim kulturell ambitionierten Projekt außerdem dabei: der österreichische Fotokünstler mit rumänischen Wurzeln, Ovidiu Anton.

Hermannstadt war 2007 Kulturhauptstadt Europas, was sich für einen Vergleich mit 2024 gut eignet, weiters bestehen zwischen verschiedenen Salzkammergut-Gemeinden und Sibiu, so der rumänische Name von Hermannstadt, jahrelange Beziehungen. Dorthin wurden nämlich im 18. Jhdt. viele Evangelische aus dem Salzkammergut vertrieben. Sie ließen sich damals vor allem in den drei Dörfern Neppendorf, Großau und Großpold nieder.

Der Besuch des Brukenthal-Gymnasiums, mit ca. 800 Schüler:innen der größten deutschsprachigen Schule Rumäniens, stand gleich am ersten Projekttag am Programm. Gemeinsam erarbeiteten die Schüler:innen aus Ischl und Hermannstadt einen Vormittag lang verschiedene Themen, stellten dabei zum Beispiel Vergleiche zwischen dem Salzkammergut und Siebenbürgen an, zwischen den Städten Bad Ischl und Hermannstadt und thematisierten das Thema Kulturhauptstadt. Durch den Besuch von Unterrichtsstunden konnten die Jugendlichen aus Bad Ischl auch Einblicke in den rumänischen Schulalltag gewinnen.

Eine sachkundige Stadtführung durch Hermannstadt rundete den ersten Tag ab.

Auf den Spuren der Landler

Am zweiten Tag fuhr die Schülergruppe nach Neppendorf, Großau und Großpold und wurde dort in die Geschichte der Gemeinden eingeführt, besuchte Museen und Kirchen und lernte nicht zuletzt in Person des Großpoldner Pfarrers Meitert einen äußerst liebenswerten „Landler“ kennen, der nicht nur seine Kirche und ein Heimatmuseum vorstellte, sondern auch zu Kaffee und Kuchen einlud.

Anhand eines Besuchs des Teutsch-Hauses erfuhr die kulturell und historisch interessierte Reisegruppe viel über die Geschichte der Siebenbürger Sachsen und den momentanen Zustand der deutschsprachigen Minderheit. Ergänzend dazu stand der Besuch des Astra-Museums am Programm, einem Freilichtmuseum der siebenbürgisch-rumänischen Kultur

Schrumpfende Bevölkerungszahlen

Der Besuch des Deutschen Forums, dem Vertretungsorgan der deutschen Minderheit in Rumänien, und der deutschsprachigen Hermannstädter Zeitung standen ebenfalls auf dem Programm. Wohl hat die deutschsprachige Minorität nach wie vor großen Einfluss im Land; beispielsweise ist der rumänische Staatspräsident Klaus Johannis gebürtiger Sachse und war Bürgermeister von Hermannstadt. Er unterrichtete sogar einige Jahre im Brukenthalgymasium.

Allerdings schrumpfte die Minderheit seit den 1990-er Jahren von etwa 800.000 Personen auf 20.000 zusammen. Nicht wenige wanderten nach Österreich und Deutschland aus. Dass es trotzdem noch mehrere deutschsprachige Zeitungen gibt und im Sommer immer wieder Treffen der Ausgewanderten stattfinden, zeugt von der großen Verbundenheit der Siebenbürger zu ihrer Tradition.

Künstlerische Reflexion

Die Projektwoche „Siebenbürgen Connect“ stand nicht zuletzt im Zeichen künstlerischen Auseinandersetzung mit dem Thema. Das Medium Fotographie stand hier im Zentrum. Der Künstler Ovidiu Anton stellte den Schüler:innen verschiedene Aufgaben, die sie mit einer analogen Einmalkamera im Retro-Stil bewerkstelligen mussten. Die Frucht der Anstrengungen wird in einer Ausstellung bzw. einer Publikation zu sehen sein.

Mit vielen Eindrücken und neuen Einsichten zur Bedeutung der Kultur im europäischen Zusammenhang, die zu gegenseitigem Verständnis und Toleranz führt, traten die Schüler:innen  die Heimreise an. Sie freuen sich schon auf den Gegenbesuch der Schüler:innen des Brukenthalgymnasiums im kommenden Frühjahr, wo sie diese in  unsere Kultur einführen werden.

An dieser Stelle geht ein herzlicher Dank an die Verantwortlichen der Europäischen Kulturhauptstadt 2024, die für das Projekt ein offenes Ohr hatten und es tatkräftig förderten!