Künstler/innen bei KUlTUR.macht.SCHULE

Fünf Künstlerinnen und Künstler waren Teil der außerordentlichen Projektwoche von 5. bis 9. Februar an der ECOS – HLW Bad Ischl.

Die Schriftstellerin Alina Lindermuth arbeitete beispielsweise mit einer Projektgruppe, die ganz außerordentliche, zum Teil biografische, Texte produzierte. Einer dieser Texte ist unten nachzulesen!

Auch Mieze Medusa, Stadtschreiberin im  Rahmen der Kulturhauptstadt Bad Ischl 2024, leitete eine Schreibwerkstatt und stellte in der Aula der Schule einige ihrer bemerkenswerten Texte vor. Zu dieser spontan entstandenen Lesung waren nicht nur die Mitglieder der Schreibwerkstatt eingeladen. Jeder konnte kommen und via Instagram und Facebook wurden auch Interessierte von außerhalb eingeladen. 

Die Musikerin Anita Gritsch trug viel dazu bei, dass im Rahmen von Body-Percussion ganz erstaunliche Ergebnisse erzielt wurden. Und ähnlich war das bei der Tanz- und Performance-Künstlerin Anna Vesey, die auch für Clownerie und Pantomime exzellente Unterstützung bot.  

Auch Ovidiu Anton, der als Medienkünstler in das Kulturhauptstadtprojekt der Schule, SiebenbürgenConnect, eingebunden ist, stand mit seiner Expertise zur Verfügung und hatte somit seinen Anteil am tollen Projektergebnis.

 

Bei aller Unterstützung waren es aber die Leistungen der Schülerinnen und Schüler, auf die es bei dieser Gelegenheit ankam. Und genau für diese zollten die Künstler*innen großen Respekt. So manche echte Begabung trat hier vor den Vorhang. Nicht zuletzt konnte Marvin Holzinger, Schüler der ersten Klasse der ganz neuen Schulform HLPS (= Höhere Lehranstalt für Pflege und Sozialbetreuung) sein Schreibtalent unter Beweis stellen.

Opas Vermächtnis - eine Erzählung von Marvin Holzinger

"Na toll”, dachte ich mir. Nicht nur, dass mein Opa vor kurzem begraben worden ist, nein, jetzt musste ich auch noch auf dieses Familientreffen. Es gab mehrere Gründe, warum ich nicht gerade begeistert war. Zum einen war da der Tod meines Opas, der für mich mein ganzes Leben lang eine Stütze war, und zum anderen konnte ich mit der Familie meines Vaters nicht besonders viel anfangen.

Auch das konnte ich begründen. Das wohl größte Problem war die Scheidung meiner Eltern. Einige Verwandte meines Vaters hielten meine Mutter für so eine Frau, die ihren Mann absichtlich fertig machen will, auch wenn es keinen Grund für diese Annahme gab. Doch auch mit allen anderen hatte ich nicht wirklich Kontakt, weshalb ich immer das Gefühl hatte, ich wäre nicht bei allen willkommen.

Nun hatte meine Oma aber den Wunsch, die gesamte Familie zusammen zu bringen, da das immer das Größte für meinen Opa war. Und so stand ich jetzt da, vor dem alten Wirtshaus in unserem Dorf und wartete, bis alle eintrafen. Die Stimmung war bei allen, die ich kannte (Ich muss gestehen, viele der Anwesenden sah ich hier zum ersten Mal), sehr gemischt, einige waren ganz gut gelaunt, den anderen wiederum setzte der Tod meines Opas sehr zu. Ich würde sogar sagen, dass einigen Tränen über die Wangen liefen oder es war einfach der Regen, der diesen späten Vormittag so stark vom Himmel fiel, wie das ganze Jahr über noch nicht, und das, obwohl Sommer war. Es mag jetzt übertrieben wirken, aber als dann alle begannen sich in das Gasthaus zu begeben, spürte ich von innen ein ganz komisches Gefühl. Doch ich sah es als meine Pflicht, für meinen Opa das jetzt durchzustehen. Als Letzter betrat ich den Vorraum, hinter meiner Oma, die sich in den letzten Tagen sehr verändert hatte. Auch wenn das Wirtshaus fast neben meinem Zuhause stand, hatte ich es nur selten von innen gesehen. In einem großen Raum standen mehrere Tische, die schön gedeckt waren. Ich befürchtete, dass ich meinen Platz in der Ecke die nächsten Stunden nicht mehr verlassen würde. Doch es kam alles anders.

Gläser klirrten und meine Großmutter stand auf. ,,Danke, dass ihr alle gekommen seid. Ich freue mich sehr, dass wir alle hier zusammengekommen sind, um an unseren Sepp zu denken.” Sie redete noch etwas weiter und man merkte immer mehr, dass sie doch sehr gezeichnet war vom Tod des Familienoberhaupts. Es war verständlich. Immerhin war mein Großvater das Verbindungsglied unserer ziemlich großen Verwandtschaft. Doch plötzlich änderte sich die Stimmung. Jeder fing an zu reden und zu lachen. Und plötzlich fragte mich meine Tante, zu welcher ich nie viel Kontakt hatte:, "Und was tut sich bei dir so?" Ich muss zugeben, ich war sehr überrascht. Nie im Leben hätte ich damit gerechnet, dass sie ein Gespräch mit mir beginnen würde. Doch ich wurde eines Besseren belehrt. Anfangs waren meine Antworten so typische Teenager-Antworten, sehr kurz, um das Gespräch möglichst schnell zu beenden. Doch nach einiger Zeit entstand ein ziemlich freundlicher und lustiger Dialog. Wahrscheinlich etwas völlig Normales für die meisten, aber für mich war das besonders.

Hier hörte es noch nicht auf. Ihr müsst wissen, unsere Familientreffen laufen meist ab wie eine Party, nur ohne Musik und Alkohol. Niemand bleibt an irgendeinem Platz sitzen, jeder bewegt sich von einem Platz zum anderen, um mit jedem zu sprechen. Ich war dabei meist eine Ausnahme gewesen, ich war auf meinem Platz gesessen und hatte mit meinem Handy gespielt. Dieses Mal aber nicht. Ich beteiligte mich an Gesprächen, erzählte von meiner Schule und was noch so passiert. Alle meine Vorurteile, Befürchtungen und Ängste waren wie weggeblasen. Egal, ob mit denjenigen, die ich etwas besser kannte, oder mit jenen, die ich zuvor fast nie gesehen hatte. Wir alle unterhielten uns eben, wie sich eine Familie unterhält, und dieser Tag wurde unvergesslich.

Zum ersten Mal fühlte ich mich in der Familie auch wirklich wie ein Familienmitglied. Genauso wie jeder andere. Es war, als wären alle Probleme gelöst ohne eine richtige Lösung. Ich kann auch nicht erklären, wie das passiert ist, aber vielleicht war es ja mein Opa, der uns alle beeinflusste, oder ich machte mir davor einfach zu viel Druck, keine Ahnung, auf jeden Fall füllte ich mich ab diesem Zeitpunkt wie ein Teil dieser sehr netten und herzensguten Familie, in der alle füreinander da sind und niemand etwas Böses will. Doch nicht nur mir hatte dieses Treffen viel bedeutet. Meine Oma war wieder die Alte. Natürlich konnte sie nicht so tun, als wäre nichts gewesen, aber es ging ihr deutlich besser. Dieses Treffen war der Grund, weshalb ich mich jetzt immer zu den anderen setze, wenn ich bei meiner Oma bin und Besuch da ist, und weshalb ich mich jetzt auf alle Familienfeste freue. Vielleicht kommt das alles jetzt etwas übertrieben herüber, doch für mich ist das eines der wichtigsten Ereignisse in meinem bisherigen Leben und es hat mir gezeigt, dass man sich nicht immer von seinen Vorurteilen täuschen lassen soll. Vor allem weiß ich genau, dass es das ist, was mein Opa wollte, und wahrscheinlich sein letztes Vermächtnis.